Am 11. September 2001 gab es auf keinem Fernsehkanal weltweit irgendwelche Filmaufnahmen zu sehen, auf denen man eine Boeing 767 der American Airlines in den Nordturm des World Trade Centers (WTC) rasen sah.

Frühestens am nächsten Tag wurden Aufnahmen ausgestrahlt, die ein französisches Kamerateam, nämlich das Brüderpaar Naudet, geliefert hatte. Fast zwei Jahre lang war das die einzige veröffentlichte Filmsequenz, auf der ganz kurz ein in Richtung Nordturm rasendes “Flugzeug” zu sehen ist, bevor eine gewaltige Explosion diesen erschüttert. Kurz vor dem zweiten Jahrestag sollen nun weitere Aufnahmen aufgetaucht sein, von einem tschechischen Bauarbeiter namens Hlava auf Video aufgenommen. Der FOCUS schreibt am 07.09.03: “Auf dem Band ist aber zu sehen, wie ein weißes Objekt den Turm trifft.” Abgesehen von der Begrifflichkeit “weißes Objekt“ sind auch die Umstände dubios, wie dieses Video in den Besitz der New York Times und des Fernsehsenders ABC gelangt ist.

Wie gesagt, am 11.09.01 gab es weder die erste Aufnahme der Franzosen noch die des Tschechen zu sehen. Am 11.09.01 kann weltweit niemand diese oder auch andere Bilder auf einem öffentlich zugänglichen Fersehkanal gesehen haben. Und dennoch gab es jemanden, der genau das wiederholt von sich behauptete, und dies war ausgerechnet George W. Bush.

Dies ist ganz offiziell auf den Internetseiten des Weißen Hauses nachzulesen. Wörtlich übersetzt sagte Bush am 04.12.01 auf einer öffentlichen Veranstaltung in Florida auf die Frage eines Drittklässlers namens Jordan, was er gefühlt habe, als er von den Terroranschlägen erfuhr, das Folgende:

“Ich war in einem Klassenzimmer und sprach über ein Lese- Programm, das funktioniert. Ich saß außerhalb des Klassenzimmers und wartete darauf hineinzugehen, und ich sah ein Flugzeug den Turm treffen – der Fernseher war offensichtlich an. Und ich flog früher selbst und ich sagte, nun, da gibt´s einen schrecklichen Piloten. Ich sagte, es muss ein schrecklicher Unfall gewesen sein. Aber ich wurde von dort weggeführt, ich hatte nicht viel Zeit, darüber nachzudenken. Und ich saß in dem Klassenzimmer und Andy Card, mein Stabschef, der hier drüben sitzt, ging hinein und sagte: ´Ein zweites Flugzeug hat den Turm getroffen, Amerika wird angegriffen.´ ”

Bush sagte also, er habe am Fernseher gesehen, wie ein Flugzeug ins World Trade Center raste. Man könnte nun ja evtl. noch für möglich halten, dass er das zweite Flugzeug meinte. Dann hätte er nur das gesehen, was Millionen anderer Menschen auch im Fernsehen zu sehen bekamen. Doch aufgrund seiner eigenen Worte wird klar, dass er etwas Anderes meinte. Er wurde nämlich danach in ein Klassenzimmer der Booker-Grundschule in Sarasota geführt (wo er übrigens vorwiegend Schülern beim Vorlesen von Ziegengeschichten zuhörte). Und danach erst kam sein Stabschef Andrew Card (je nach Quelle: um 09.05 bis 09.07 Uhr) hinein und flüsterte ihm ins Ohr, ein zweites Flugzeug habe das World Trade Center getroffen, Amerika werde angegriffen.

Card blieb aber nach dieser welterschütternden Meldung nicht etwa bei Bush, um erste Exekutivanweisungen vom vielfach so titulierten mächtigsten Mann der Welt entgegen- zunehmen. Nein, er entfernte sich sofort wieder. Wusste Card demnach, dass er keineswegs mit Anweisungen des Oberbefehlshabers der US-Streitkräfte zu rechnen hatte, obwohl doch gemäß seiner angeblichen Wortwahl Amerika “under attack” war? Wenn er tatsächlich davon ausgehen durfte, dass keine Order von Bush kommen würden, dann ist dies am einfachsten erklärbar dadurch, dass beide wussten, dass ein vorab festgezurrter Plan schlicht seinen Lauf nahm. Bush stellte auch keinerlei Rückfrage an Card.

Bush´ Mimik und Lippenkauen, unmittelbar nachdem er den zweiten Einschlag von Card mitgeteilt bekam, erinnern stark an die eines unsicheren, verlegenen, kleinen Jungen, der bei einer verbotenen Sache erwischt wurde. Andere, die die komplette diesbezügliche Filmsequenz sahen, interpretierten den mimischen Ausdruck aber sogar als ein kaum verhülltes Lächeln.

Bush verblieb selbst mit diesem Wissen um den zweiten Einschlag mehrere Minuten (die Angaben bleiben vage, aber laut einer exzellenten Recherche von Allan Wood und Paul Thompson, blieb er mindestens bis 09.12 Uhr) in dem Grundschulklassenzimmer und hörte sich weiter Leseübungen zu Ziegengeschichten an.

Wie ist Bush´ erstaunliche Darstellung zu werten? Es gibt zwei prinzipielle Möglichkeiten (tertium non datur):

  1. Er sah das erste Flugzeug doch nicht auf einem TV-Monitor: Dann hätte er die Unwahrheit gesagt oder sein Gedächtnis hätte ihm einen merkwürdigen Streich gespielt. Die prinzipiell recht präzise Ablaufschilderung lässt dies aber unwahrscheinlich erscheinen.
  2. Er sah tatsächlich den ersten WTC-Einschlag via TV: Das wäre allerdings nur gegangen, wenn es über eine Art “CIA-TV”übertragen worden wäre. Dass solche Bilder entweder live oder mit minimaler Zeitverzögerung als Aufzeichnung ihm übermittelt worden wären, wäre ein massives Indiz dafür, dass man auf höchster staatlicher Ebene entsprechend auf eine Übertragung vorbereitet gewesen wäre und also vorab genau gewusst hätte, was sich an diesem Tag am WTC ereignen würde.

Dass Deutung 1 ganz klar die unwahrscheinlichere ist, wird auch daraus deutlich, dass Bush den Kern seiner Erzählung auf einer weiteren öffentlichen Veranstaltung, diesmal am 05.01.02 in Kalifornienwiederholte. Bush sprach diesmal sogar ausdrücklich vom ersten Gebäude (bzw. getroffenen Turm).
Er sagte (in wörtlicher Übersetzung des Transkripts der Internetseiten des Weißen Hauses):

“Jedenfalls saß ich dort und mein Stabschef — nun, zuerst einmal, als wir in das Klassenzimmer gingen, hatte ich dieses Flugzeug in das erste Gebäude fliegen sehen. Da war ein TV-Gerät an. Und wissen Sie, ich dachte es war ein Pilotenfehler und ich war verwundert, dass irgendjemand solch einen schrecklichen Fehler machen konnte. Und etwas war mit dem Flugzeug falsch, oder — jedenfalls, sitze ich dort, höre dem Vortrag zu, und Andy Card kam und sagte: ´Amerika wird angegriffen.´ ”  

Bush gesteht also ein, und dies wiederholt, Aufnahmen von etwas zu sehen bekommen zu haben, was kein normaler Bürger irgendwo auf der Welt zu sehen bekam. Noch erstaunlicher ist allerdings, dass er dies dennoch in aller Öffentlichkeit hinausposaunte. Fühlte er sich unangreifbar? Oder ist ihm die an sich simpel nachvollziehbare Implikation (Deutung 2) selbst im Januar 2002 nicht einmal bewusst geworden, so dass er schlicht und in aller Unbedarftheit die äußerst verfängliche (eben weil es keinerlei allgemein zugängliche Aufnahmen gab) Wahrheit sagte, was das TV-Betrachten des ersten WTC-Einschlags angeht?

Wer noch immer die Deutung 1 bzw. eine Gedächtnisfehlleistung von Bush für möglich hält, muss auch noch erklären, wieso dann die Rektorin der Booker-Grundschule, Gwen Tose Rigell, erzählte, sie habe von Bush (also nicht aus dem Fernsehen) erfahren, dass das erste Flugzeug das World Trade Center getroffen habe, dass man aber – so Bush ihr gegenüber – durchaus weitermachen werde [mit der geplanten Vorlese-Aktion]. Rigell erwähnte hingegen kein Fernsehgerät, auf dem vor Beginn der Veranstaltung der Einschlag zu sehen gewesen sei, was außerdem sicherlich zur Folge gehabt hätte, dass sich viele Menschen darum geschart hätten. Was sie hingegen erwähnte, war, dass Bush ihr nach der Ankunft mit seiner Limousine gesagt habe, er müsse nur noch vorab ein Telefonat führen (was eines mit Sicherheitsberaterin Condoleezza Rice gewesen sein dürfte).

Welches Fazit kann man ziehen?

Wahrscheinlich hat Bush durchaus etwas Wahres gesagt, als er wiederholt öffentlich erzählte, den ersten Einschlag, also den in den Nordturm des WTC, auf einem TV-Monitor gesehen zu haben. Wenn dem so war, dürfte dies dann allerdings mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit in seiner Limousine gewesen sein, während er zu der Grundschule chauffiert wurde, und nicht etwa auf dem Schulflur oder in einem anderen Klassenzimmer. Eine solche Übertragung dürfte über eine eigene Satellitenverbindung gelaufen sein.

Das Thema um Bush´ sehr bedeutsames eigenes Eingeständnis, vor dem Betreten des Klassenzimmers den ersten Einschlag per TV gesehen zu haben, ist in den führenden deutschen Medien bislang nicht thematisiert worden. Leider gehen auch Bröckers und Hauß in ihrem Buch “Fakten, Fäschungen und die unterdrückten Beweise des 11.9.” darauf nicht ein, obwohl sie auf den Seiten 149-154 durchaus detailliert auf die zeitlichen Ereignisse im Zusammenhang mit dem Schulbesuch eingehen.

Von rbk